In der Schmiede von Hans Jürgen Kugland

"Es ist jedes Mal wie eine Zeitreise für mich."

 

In der dritten Generation brennt nun schon das Feuer der Schmiede. Im Lauf der Generationen wurden hier kunstvolle Tore, Hufeisen und Messer in schweißtreibender Handarbeit hergestellt. Hans Jürgen Kugland hat sich auf die Verarbeitung eines ganz besonderen Stahls spezialisiert. Unter dem Namen „Hajuku“ entstehen Messer aus Damaszenerstahl – rasiermesserscharf und wunderschön anzusehen.

Um genau zu sein, ist Damaszenerstahl keine Stahlsorte. Es ist eine Verarbeitungstechnik, bei der unterschiedliche Stähle miteinander verbunden werden.

 

 

Alles beginnt mit 7-9 Stahllagen. Gezielt ausgewählte Stahlsorten werden geheftet, heißt zusammengeschweißt, und beeinflussen die Elastizität, Stabilität und Schnitthaltigkeit der entstehenden Klinge. Jedes Messer, welches die Schmiede verlässt, ist eine Einzelanfertigung. In jeder Klinge stecken jahrzehntelange Erfahrung, handwerkliches Können, Kraft, Schweiß und die Liebe fürs Detail.

„Wenn ein Messer fertig ist, ist es wie ein Kind für mich.

Es fällt mir immer schwer es herzugeben.“

 

Von außen ein kleines, weißes Nebengebäude verbirgt sich im Inneren die Werkstatt. Kaum trete ich über die Schwelle, passiert genau was der Schmied gesagt hatte. Es fühlt sich an wie eine Zeitreise ins 20. Jahrhundert. Ich sehe verrußte Wände und Fenster, grobe Tische mit alten, sehr großen Schraubstöcken, mechanische, über Riemen laufende Antriebssysteme und nur vereinzelt auch moderne Werkzeuge. Ganz hinten befindet sich das Herzstück der Schmiede. Hier stehen die Esse, Amboss und Federhammer.

 

 

Hans Jürgen Kugland entzündet das Feuer und wartet auf die richtige Temperatur. Wegen der Luftzuführung der Esse dauert es nicht lange und die passende Temperatur ist erreicht. Kein Thermometer, sondern die Farbe der Glut verrät dem Schmied wie hoch die Temperatur ist.

Er nimmt ein geheftetes Stahlpaket und schiebt es in die glühenden Kohlen. Wenn das Paket heiß genug ist, eilt er zum Federhammer und beginnt das Paket auszustrecken. Der erste Aufschlag lässt die meisten Funken fliegen. Ein paar gezielte Drehungen und Schläge und schon geht es zurück in die Glut. Borax-Pulver sorgt zwischenzeitig dafür, dass sich keine Oxidationsschicht zwischen den Lagen bildet.

 

 

Der Arbeitsablauf wiederholt sich und das Paket Stahl verbindet sich immer mehr zu einem Stück. Es wird länger und länger und irgendwann wird das Stück wieder gefaltet. Wieder kommt der Fallhammer zum Einsatz, gefolgt vom handgeführten Schmiedehammer. Der Schmied prüft die Dicke des Stahls, die Maße und ob das Stück gerade ist. Seine Hände sind mit dicken Handschuhen vor der Hitze geschützt, wir sprechen hier von 1100°. Es sieht so einfach aus und doch wird mir sofort bewusst, wie viel Können dahintersteckt. Erstaunlich wie aus einem unscheinbaren Paket immer mehr die Form eines Messers entsteht und wie präzise die Hämmer eingesetzt werden. Nach der letzten Faltung besteht der Stahl aus 448 Lagen.

 

 

Bei diesem Messer soll durch gewisse Schmiedetechniken ein Rosendamast- Muster entstehen. Hans Jürgen Kugland schleift mit der Flex  Kerben in den Messerrohling, wodurch nach dem Flachschmieden das gewünschte Muster in den Stahl geprägt wird. Wieder eine Sache, die Erstaunen in mir auslöst. Er weiß ganz genau wie die gesetzten Einkerbungen das Muster der Klinge beeinflussen werden, obwohl man noch gar nichts von den unterschiedlichen Stählen erkennt. 

Wenn die Klinge fertig ist, wird die Angel ausgeschmiedet, auf welche später der Griff montiert wird. Für die Griffe werden Harthölzer, Abwurfstangen vom Rothirsch und auch fossile Knochen verwendet oder individuell kombiniert.

 

 

Als wir uns nach dem Schmieden unterhalten, erzähle ich, dass ich doch trotz aller Vorsicht von ein paar Funken getroffen wurde.

 

Da lächelt der Schmied – die Begegnung mit den Schmiedeflöhen gehöre eben dazu!

 

 

Viele Arbeitsstunden liegen noch vor ihm, bis er das fertige Messer in Händen halten wird und es wird ihm wohl auch wieder schwer fallen das gute Stück abzugeben. Aber Hans Jürgen Kugland blickt mit Stolz auf seine Arbeit, die er aus der Hansestadt Warburg in die ganze Welt verschickt.

 

Vielen Dank, Hans Jürgen Kugland, für Ihr Vertrauen.

 

Hajuku Damastmesser zu finden unter: https://www.hajuku.com/

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Fotografie Christine Brinkmann 0